Mittwoch, 10. Februar 2016
Die ersten kulturellen Erfahrungen
Nach ein paar sehr windigen Tagen und auch ein bisschen Regen, scheint endlich wieder die Sonne. Uni ist immernoch Uni, also genauso verwirrend wie vorher und mein Stundenplan ändert sich auch weiterhin. Also er dezimiert sich, ganz von alleine. Anstatt zwei "normalen" Kursen, besuche ich jetzt nur noch einen von denen. Der andere war zu viel Aufwand für am Ende lächerlichen 2,5 ECTS. Ich wusste vorher auch nicht, dass es halbe ECTS gibt. Aber gut, man lernt ja immer dazu. Also insgesamt jetzt 4 Kurse, 20 ECTS und viel Freizeit. Im Frühling kann es also für ein paar lange Wochenenden auf Erkundungstour gehen. Was andere schon im Februar machen werden, da haben wir eine Woche frei. Die kommen jedoch auch irgendwie alle von einem anderen Kontinent und wollen viel weiter in den Süden. Kann ich verstehen. Ich fahre die Woche nach Hause, damit ich hier nicht so alleine bin. Der ein oder andere Europäer macht das genauso :) Also alle weg in der Woche.

Das Wochenende war, wie eigentlich jedes Wochenende hier, sehr schön. Samstag wollten wir uns eigentlich mit ein paar (ich dachte es seien Erasmus)studenten treffen und zum Electric Palace gehen, wohl eine Nebenveranstaltung zum Kurzfilmfestival. Zu dritt haben wir uns dann gefunden und versuchten uns auf französisch zu verständigen. Es hat geklappt, so einigermaßen. Vor dem Eingang (der Electric Palace ist zwar draußen, aber mit so Holzzaun umzäunt) trafen wir dann zwei weitere Studenten. Die ersten beiden kamen aus Argentinien, die beiden aus Amerika. Und da das mit französisch nicht so ganz flüssig geklappt hat, wechselten wir halt ins englische.

Wir gingen allerdings auch nicht in den Electric Palace, ein kostenloses Musikfestival, auf dem irgendwelche (mir nicht bekannten) Bands auftreten. Vielleicht gehe ich die Woche nochmal schauen und hören. Wir suchten uns dann eine Kneipe, teuer. Hier ist ja alles teuer, aber die war wirklich teuer. Ein Pint für 7,50€. Da bleibt man dann auch für ein paar Stunden bei einem... Auch so war der Abend sehr gelungen und die Menschen sind nett. Wir haben hier aber anscheinend mit Erasmus Glück, zumindest was die Finanzierung angeht. Wenn ich sie richtig verstanden habe, mussten die beiden aus Amerika trotzdem alles zahlen, auch mit Abkommen.

Sonntag wurde dann bei uns in der WG gekocht. Es gab eine Lasagne mit Kohl und Porree. Ich hätte es nicht gedacht, aber wirklich lecker. Also anstatt der Hacksoße einfach Porree und Kohl kochen und das schichten, abwechselnd mit Lasagneblättern und Béchamelsoße. Oben drauf natürlich schön Käse. Wirklich lecker. Dazu dann Wein und Bier, also ... "Bier". Wenn auf einer Flasche ein Bär und ein Regenbogen abgebildet ist, weiß ich nicht, was der Hersteller mir damit sagen möchte...

Montag ging es dann mit ein paar Menschen in eine Séance des Kurzfilmfestivals. Eine Séance besteht aus 5 bis 6 Kurzfilmen, die hintereinander gezeigt werden. Bei einem Eintritt für 3,50€ ist das alles vollkommen in Ordnung. Auch wenn mich der ein oder andere Film vielleicht etwas verstört hat. Am deutlichsten ist ein animierter Film in Erinnerung geblieben: Unter der Erde lebt Familie Tier (nein, ich konnte nicht erkennen, welches Ties es sein sollte), Vater und zwei Kinder, es geht gerade zu Bett und der Vater ließt noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor. In dieser wird sehr anschaulich beschrieben, wie einzelne Tiere durch Menschenhand sterben. Sei es der Rasenmäher, Windschutzscheibe, beim Fußball spielen, etc. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Am Ende geht Papatier aus der Höhle nach draußen... Wir können uns alle denken, was passiert. Ich habe es auch noch gesehen. Eigentlich ein sehr trauriger und ekeliger Film und gleichzeitig sehr lustig gemacht. Ich werde mir die Woche wohl noch eine weitere Séance anschauen, in der ein oder anderen ist sogar ein deutscher Kurzfilm enthalten. Ich bin auf weitere Vorführungen sehr gespannt.

Und auf weitere Erlebnisse. Uni ist ja nur Nebensache anscheinend. Wobei die Kurse für mein Niveau sind bis jetzt ganz gut. Wenigstens verstehe ich, was wir machen. Und der Kurs auf englisch scheint sehr gut zu werden. Unser "Examen" besteht daraus ein Carnet de Voyage anzufertigen, also eine Art Reisetagebuch. Wenn wir also was mit dem Kurs unternehmen oder etwas besichtigen/unternehmen, was wir vorher im Kurs besprochen haben, sollen wir einfach unsere Erfahrungen etc. aufschreiben. Das bekomm ich hin! Besser als 4h Klausur schreiben. Bis bald mal wieder!

À bientôt!